Christian Tetzlaff

Dr. Meingast geht es wieder besser ...


Alles, kürzlich nach einer Drei-Stunden-Tour mit Christian Tetzlaff zu Gast im WDR 3 Klassik Forum, als hätte sich die Welt von innen her verändert. Die Sendung endete aufrüttelnd mit der „Fuge“ von Beethoven. Tetzlaff übersetzte die musikalische Vielfalt der Stimmungen; mir schien, als ließen sich alle Naturgewalten in das sanfte Gesetz der Musik verfügen. Ich war von früher mit dem Stück nicht eigentlich warm geworden, zu mathematisch fremd und zu schrill. Das verlor sich heute nach Tetzlaffs kurzer Präsentation. Ich erinnere mich, plötzlich war umgängliche Wärme eingekehrt. Am Ende der Sendung wurde Tetzlaff mit Chutzpe  nach seinen konkreten Lebensverhältnissen gefragt. Er antwortete kurz und gallant, wie überhaupt alles, was er an diesem Morgen sagte, von einem sanften Gesetz der Selbstoffenbarung des Musikers getragen war: „Gebunden und glücklich!“ Wie? Fragte Meingast sich, er fühlte sich von dem „und“ überaus kläglich getroffen. War es nicht so, dass seine ganze großartig aufbrechende Generation sich in der Dialektik des Gegensatzes von „gebunden“ und „glücklich“ bewegte, quasi lebensgestaltend bis heute darin verhaftet geblieben war? An dieser Stelle aber trug er sich feige und still. Es war nicht einfach, ihr, der Jungen Partnerin den Sinn von Tezlaffs sanfter und knapper Antwort zu erklären. Es verstockte ihm die Stimme vor dem „und“. Nein, sagte er sich, hatte Tetzlaff nicht doch „aber“ gesagt: „gebunden aber glücklich“?  Meingast war sich nicht mehr sicher. Nein, nein, fiel es im wieder in den Sinn, „das überhaupt nicht! Er hat ‚und‘ gesagt, denn hätte er „aber“ gesagt, so wäre ich doch nicht ins Stocken geraden!  Meingast setzte den Punkt: Er hat „und“ gesagt, denn anders wäre mir das Alles erst garnicht bemerkenswert erschienen.“ Ein schwacher Trost zur Beruhigung.  

 

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