Exiled Mind
SECHS GEDICHTE*
Aus Etzen-Gesäss Kairo und Frassino (2008/9)
*aus den Blättern von Maurice Evelyn Stroughton
Brunnen am Berg
Ich träumt‘ von einem Brunnen,
Der immer ewig fließt,
Mit kantig schrägem Becken,
Das in die Wiese schießt.
Der Brunnen war ganz oben,
Die Wiese schräg und tief,
Und nur das flache Wasser,
Das sanft am Boden lief,
Schien alles zuversiegeln,
Was jetzt nach Halt noch rief.
Es hielt in finsteren Spiegeln
Die ganze Welt im Griff.
***
Kinderreim
Leicht müssen wir sie wiegen
Sanft im kühlenden Wind
Wie sich die Äste biegen
Es säuseln die Worte geschwind
Die schwirrenden Vögel weiß
Wie gegen den Himmel gebannt
Es stehen die Segel steif
Hoch auf zur blauen Wand
Nichts wie gestern noch
Und doch immer gleich
Nichts wie Sterne und doch,
Ewig klar und bleich
***
Freie Bahn
Wie die Bäume sich lehnen
An den Wind, der alles bricht.
Es wirbelt das Große Sehnen
Mit Macht in Aug und Licht
Als fielen Sterne vom Himmel
Und pressten Wünsche leicht,
Rund rasendes Gewimmel
Ins lichte Herzen seicht
Entfesseltes großes Streben,
Das rot in die Erde fällt,
Seelheilig bricht sich in Scherben,
Was nicht schon falsch sich gesellt
***
Beschluss
So treff ich Dich wieder
Mit flimmernden Lidern
Begrenz‘ ich den Blick
Treib über Hügel
Die bauchige Herde
Dass noch genug uns werde
Es jagen die Ziegen
Die Esel davon
Nichts kommt zum Liegen
Doch in den Träumen
Flallen sie nieder
Die Schleier
Des trennenden Geschicks
***
Nora in der Wüste
Verklungen die Töne hoher Dichtung
Bergchristall und Kakaduu
In schwarzen Rahmen weißer Lichtung
Bricht Schlange Zickzack Marabuu
In den Augen nackte Körperlust
Ins Friedhofskleid geschlitzte Wangen
Gepickselt‘ Grau Dein Nasenlicht
Es sticht, wo Dünenkurvengräser prangen
Vermeinte Sehnsucht, nacktes Fleisch
Gazelle in den Himmel springt
Verharren in Kamelwollstarre
Die Lippen Dir, verhauchtes Kind