Aldous Huxleys Zeiten, welche bleiben, welche enden...
Meingast gesteht, er hat nun schon seit längerer Zeit des Öfteren in einem ihm teuren Buch gelesen, in Aldous Huxleys „Zeit muss enden“. Nicht, dass er glaubte, den verwirrenden Verlauf der Geschichte und die Plots nicht verstanden zu haben. Nein, die Atmosphäre um den aufsteigenden jungen Dichter aus gutem Hause in London und die Eskapaden um die florentiner Villa des Millionen-schweren Onkels waren immer ein anregendes Leseereignis.
Utopie des gasförmigen Wirbeltiers
Wir können es nur bewundern, wie John Barnack in Aldous Huxleys “Zeit muss enden” (* siehe meine vorherige Notiz), dieser strenge Vater von Sebastian, ein überzeugender Kämpfer für Menschenrechte bleibt, der er auch noch zu Kolonial- und Kriegszeiten geblieben war. Er hält ganz an seiner linken „Labor“-Überzeugung fest. Standesgemäß war das nicht.
Utopie des gasförmigen Wirbeltiers
Wir können es nur bewundern, wie John Barnack in Aldous Huxleys “Zeit muss enden” (* siehe meine vorherige Notiz), dieser strenge Vater von Sebastian, auch noch im Krieg ein überzeugender Kämpfer für Menschenrechte bleibt. Er überträgt gewissermaßen ungerührt von all dem Bestialischen, das da passiert(e) , aus der Kolonialzeit und über die Weltkriegszeit hinweg, das Bild vom GUTEN MENSCHEN in die postkoloniale Nachkriegszeit. Er hält dabei ganz an seiner linken „Labor“-Überzeugung fest.
Beethoven 250
Nach dem Studium des heutigen Feuilleton – Meingast ergatterte noch um 10.00 die letze FAZ 16/12 im nahen Supermarkt – fiel ihm, nach soviel Beethoven (zum 250. Geburtstag) und bürgerlicher Rationalität der Schönheit, Adalbert Stifter ein.
Die schwarze Liste im Kopf, FAZ 14. 12. 2020, 11.
Dass es Hannah Arendt heute nicht erlaubt wäre, einen Vortrag in Deutschland zu halten, ist für die FAZ eine absurde Behauptung. So sehr gerade das Recht bestritten wird, sich auf Hannah Arendt zu beziehen, um die demokratische Unmüglichkeit des neuen Klimas zu beschreiben, so sehr muss dann auch selbst Susan Neiman, die Direktorin des Albert Einstein-Forums, die sich auf Hannah Arendt bezog, als Antisemitistin desavouiert werden. Wie zuvor schon Judith Butler, Achille Mbembe, so jetzt eben auch Frau Neiman. Ist das der neue Stil im FAZ.Feulleton?
Hesse, Italien, 486: Der Meermann / Mikro-Axialtät denken
Meingast empfiehlt, es zu lesen, die alte kleine Chronik von zwei immer miteinander im Wettstreit liegenden Nachbardörfern am Tyrhennischen Meer. Für Meingast war das ein exemplarischer Fall von Mikro-Axialität. Mikro-Axialität? Nun, es ist doch kaum zu glauben, wie über Jahrtausende hinweg, gewissermaßen wie Sedimente verdeckt unter den großen monumentalen Gefilden des Wandels technischer und sozialer Entwicklung oder doch weitgehend von ihnen unbemerkt oder einfach nur als unwichtig abgetan werden. Dabei werden hier doch auf kleiner zwischendörflicher und zwischenmenschlicher Ebene etwa Gegensätze aufrechterhalten, ja, in auratischer Wichtigkeit gepflegt und fortgebildet. Nicht selten kommen Streit und Totschlag ins Spiel, mitunter aber auch, je nach Lage der Dinge, große Gesten der Versöhnung. Soviel vorweg.
Dr. Meingast geht es wieder besser ...
Alles, kürzlich nach einer Drei-Stunden-Tour mit Christian Tetzlaff zu Gast im WDR 3 Klassik Forum, als hätte sich die Welt von innen her verändert. Die Sendung endete aufrüttelnd mit der „Fuge“ von Beethoven. Tetzlaff übersetzte die musikalische Vielfalt der Stimmungen; mir schien, als ließen sich alle Naturgewalten in das sanfte Gesetz der Musik verfügen. Ich war von früher mit dem Stück nicht eigentlich warm geworden, zu mathematisch fremd und zu schrill. Das verlor sich heute nach Tetzlaffs kurzer Präsentation. Ich erinnere mich, plötzlich war umgängliche Wärme eingekehrt. Am Ende der Sendung wurde Tetzlaff mit Chutzpe nach seinen konkreten Lebensverhältnissen gefragt. Er antwortete kurz und gallant, wie überhaupt alles, was er an diesem Morgen sagte, von einem sanften Gesetz der Selbstoffenbarung des Musikers getragen war: „Gebunden und glücklich!"
SYRIEN : GAS
Cheh/ Beirut: Syrien setzt nach OPWC chemische Kampfstoffe ein.
Der Fall Saraquip/Syrien ist seit Februar 2018 anhängig. Wenn ich mich recht erinnere: Es waren damals und unmittelbar danach keine OPWC-Experten vor Ort. Es gibt gut recherchierte Tatsachenberichte, etwa einer irischen Journalistin, die das Gegenteil von dem behaupten was Herr Ehrhardt aus Beirut wiedergibt. Sie hat lokal recherchiert, danach war der Gaszylinder offenbar am offenen Dach befestigt worden. 3 hohe OPWC- Beamte, die den jetzt wieder neu präsentierten „Bericht“ der OPWC nicht tragen wollten, waren zurückgetreten oder wurden entlassen. Davon steht in diesem Bericht – nach dem ja auch sonst gängigen Prinzip: steter Tropfen hölt den Stein – nichts!
Herr Ehrhardt – ich bin überzeugt - wird uns sicher auch bald noch aus Beirut berichten, dass die im Hafen dort detonierte Tiefen-Bombe - ev. gar small-atomic - von Hezbollah gezündet worden ist.
An sonsten möchte ich Ihm und den Lesern empfehlen, die vom US-VeteranToday Journalisten und ME-Experten Gordon Duff zusammengestellten Nachrichten und Einschätzungen zu goutieren (nur der Balance halber) :
https://journal-neo.org/author/gordon-duff/
(V. wg. FAZ-Reputation: Dass man als guter Deutscher keine englisch-sprachigen Medien mehr zur Kenntnis nimmt, wenn sie kritisch sind, mag ja ein Punkt sein, mit dem man in FFM rechnet, man sollte aber nicht so dumm tun, als brauchte man gerade von Beirut aus darauf keine Rücksicht zu nehmen).
Dr. Meingast spezial
"Gegen die Verachtung der Wahrheit"
ÜBER Karl Heinz Haag – FAZ Mittwoch, 14. April 2021 faz-BILD KARLHEINZ HAAG/MAX HORKHEIMER/THEODOR W. ADORNO/ALFRED SCHMIDT
Deingast klopfte heute Morgen an die Tür und war gleich schon mit der Tagesausgabe der FAZ bei mir im Zimmer. Er wusste natürlich schon viel von meinen Frankfurter Erlebnissen und vor allem von diesem Fundamentalakt, den ich einmal im 3. Semester in einem Proseminar mich unterworfen sah, ein Seminar, das Karl-Heinz Haag von Horkheimer übernommen hatte. Es ging über Bergeson, und wie oft hatten Deingast und ich damals uns über das Problem gestritten, dass ja der Begriff niemals das Wesen der Sache treffen könne, weil ja die Erfahrungen des Einzelnen mit der Sache nie im Begriff überhaupt aufgehen könnten. Die Erfahrung also doch nur durch ein affektives Aufspüren der Sache in Bild und am Körper ein wesentliches Moment unseres Verstehens des Wesens der Sache sein könne. Durch irgend einen Zufall hatte mich Herr Assistent Becker zu Beginn des Pro-Seminars an der Tür aufgehalten, ich solle das Protokoll übernehmen. Dem konnte ich mich nicht entziehen. In der darauffolgenden Sitzung also wurde zuerst das Protokoll aufgerufen, alles im Hörsaal 2 vor ca. 400 Studenten. Nun, nach meinen Darlegungen, etwa zwei Seiten handgeschrieben umfassend, von dem was ich über Bergeson mitzuteilen hatte – man musste wohl merken, dass ich dessen Ratio innerlich widersprüchlich fand – wagte ich es, mit ein paar eigenen Gedanken zusätzlich aufwarten zu dürfen. Ich hatte durch Lawrence Durrells Alexandria Quartett damals erfahren, und meinte jetzt es sei klug, darauf hinzuweisen, dass die vier Einzelromane immer den gleichen Gegenstand von verschiedenen Seiten und Perspektiven darstellten und dabei den wechselnden Zeit- und Ortsbedingungen Rechnung trugen. Relativität, war mein Stichwort. Ich durfte dann gerade noch anheben zu sagen, dass sich ähnliche Fragen unter Beachtung des Werkes von Ludwig Klages ergeben würden, der die Bilderfahrung eines Dinges in besonderer Weise als Moment der Wesenserfahrung hervorhob. Soweit war ich gerade gekommen als ich das Unbehagen von Karl-Heinz Haag bemerkte, ich, der ja so völlig unwissend war über die Verwirrungen, die es schon allein in den Auseinandersetzungen zwischen Adorno und Benjamin in dem Frankfurter Hause gegeben hatte, hielt mich letztlich für gut und des Wohlwollens von Haag angemessen. Aber ich hatte alleine schon mit der Nennung des Namens Klages einen Punkt getroffen, der den energischen Widerspruch von Karl-Heinz Haag hervorrief, – so sehr, dass ich mein Protokoll abbrechen, mein Papier einstecken und von der Bühne hinter dem Mikrofon heruntersteigen musste. Befürchtend, dass ich nie den ‚Schein‘ für meine, wie ich meinte, produktive Leistung erhalten würde. Dem war nicht so, Becker blieb in der Nachsprechstunde, freundlich und die Sache war bald schon vergessen, ich durfte das Oberseminar besuchen.
Deingast war der Sache völlig nahe, denn all das hatten wir längst durchparliert, als im Jahre 1969 die „Dialektik der Aufklärung“ im roten Schwarzdruck erschienen war, und wir erkennen konnten, dass sich die Autoren an einer wichtigen Stelle mit dem Klages‘schen Mythos-Begriff auseinandersetzten. Heute jetzt aber hielt mir Deingast mit einer FAZ Feuilletonseite ein erschreckend authentisches Bild vor die Nase, das Karl-Heinz Haag zusammen mit Horkheimer Adorno und Alfred Schmidt, offenbar zu Beginn eines der Hauptseminare in der Bibliothek des philosophischen Instituts zeigte. In dieser Lebendigkeit sah ich die Vier sonst nur zusammen, wenn sie etwa zu Beginn eines Semesters zur Hauptvorlesung nach vorne in Hörsaal 1 – mit ca. 1000 Studenten überfüllt - schritten, wobei Haag und Schmidt abwechselnd einmal das schwere Tonbandgerät, ein andermal die schweren Mäntel der gelobten Gelehrten zu tragen hatten. Dass Karl Heinz Haag nun selbst ein Lebenswerk zu ‚Begriff‘ und ‚Wesen‘ auf Papier gebracht hatte, war uns beiden, Deingast und mir völlig entgangen. An dieser Stelle einigten wir uns darauf, dass dem FAZ-Autor für seine Mitteilungen zu Leben und Werk des Karl Heinz Haag ein großes Danke gebührt. Voilà!
Toxisches aus dem Hafen von Beirut. (Beirut 6. Mai 2021)
Dr. Meingast liest in englischer Sprache die erstaunliche Nachricht, dass gerade die toxischen Materialien aus dem Beiruter Hafen per Schiff nach Deutschland gebracht werden. Wohin genau, man weiß es nicht. Aber man fragt, wer jetzt überhaupt noch den wahren Sachverhalt der „Bombe“ von Beirut erklären kann. Denn wenn das Zeug gar nicht mehr dort ist, wo es explodiert sein soll, wird man schwer noch erfahren, was hier „toxisch“ ist, gelagert oder nicht, oder einfach von oben, vom Himmel herunter kam, oder in weißer Schirm-Wolke hinauf? Woher dann der vulkanisch anmutende Krater nach unten? Man sprach von 50m. Das Schiff liegt noch im Hafen, banal, wie die anderen Schiffe auch. Rätsel nur: A little help of my friend? Die Herrn Herrmann und Erhardt, aus der Fachabteilung Nahost der F.A.Z., werden uns darüber die Wahrheit sagen, wenn die „toxischen“ Bestände aus dem – für die Öffentlichkeit leider noch nicht vermessenen - Riesenloch im Hafen von Beirut schließlich in Hamburg angekommen sind. Interssant zu wissen wäre natürlich auch, aus welchem Topf die Reisekosten dieses süffisanten Mittelmeer-Unterfangens bezahlt werden, Entwicklungshilfe-, Verteidigung-, Verkehr- oder dem Innen-Resort? Man ist bedauerlicherweise im Allgemeinen daurauf nicht so gespannt wie Bürger Dr. Meingast.